Donald TrumpMeine 10jährige Tochter Anastasia kam diesen September in eine neue Schule, wo sie unüberlegt äußerte, sich einen Wahlsieg Trumps zu wünschen. Die Klassenkameraden reagierten entsetzt bis aggressiv. Es muss sie einige Kraft gekostet haben, diese ehrliche Meinung als Witz hinzustellen. Ihre älteren Geschwister belehrten sie am Abend, dass man in der Schule besser seine Meinungen für sich behält, sofern sie nicht dem linken Mainstream entsprechen.

Schon das erklärt, weshalb die Amerikaner Trump wählten. Es geht um die Freiheit, anderer Meinung sein zu können als eine Elite in Politik, Medien, Universitäten und zunehmend auch Großunternehmen, die parteiübergreifend eine Politik betreibt, die sie als alternativlos hinstellt, moralisch überhöht und gegen jede Kritik immunisiert. Dabei ist diese Politik alles andere als erfolgreich und die Elite alles andere als moralisch integer.

Die Lebensbedingungen der „normalen“ Amerikaner, also derer, die früher die Mittelschicht waren, verschlechtern sich trotz respektabler Wachstumsraten der Volkswirtschaft. Ganze Regionen werden abgehängt, Industriearbeitsplätze verschwinden, der soziale Zusammenhalt erodiert. Anstatt sich um diese realen Probleme realer Menschen zu kümmern, widmen sich die etablierten politischen Akteure Problemen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Wer die Kontrahenten Hillary Clinton und Donald Trump auf Twitter verfolgte, der gewann den Eindruck, dass beide in verschiedenen Ländern kandidierten. Während es bei Trump um das Gesundheitssystem, Jobs und Einwanderung ging, sorgte sich Hillary um die Rechte von Transsexuellen, den imaginären Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen und die Klimaerwärmung. Dafür wurde sie von den großen Medienunternehmen bejubelt und am Ende von einer Koalition, die von Bernie Sanders bis zu Goldman Sachs reichte, empfohlen. Warum sollte Joe Average, der amerikanische Hans Mustermann, eine solche Kandidatin wählen?

Mit der Wahl Trumps haben die Amerikaner ihrer zunehmend vom Land und den Leuten entkoppelte Elite die Grenzen aufgezeigt. Die Mechanismen der Ausgrenzung – wer anderer Meinung ist, der ist „rassistisch“, „rechts“ oder sonstwie böse – funktionieren nicht mehr. Es kann wieder über alle Themen diskutiert werden, und zwar kontrovers und ohne sich um seinen Job oder eben das Ansehen unter den Klassenkameraden sorgen zu müssen. Ist das nicht eine frohe Botschaft auch für Deutschland, wo es seit 2015 eine Masseneinwanderung überwiegend junger ungebildeter Männer gibt, ohne dass auch nur eine im Parlament vertretene Partei dagegen eintritt? Die Wahl Donald Trumps erweitert auch bei uns das Meinungsspektrum, sie erlaubt, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und reduziert die Angst vor Sanktionen. Sie kommt in einer Zeit, in der die Opposition in allen wichtigen Fragen mit der Regierung einer Meinung ist und die Medien zu oft zum Sprachrohr der Mächtigen degeneriert sind. Und gerade jetzt zeigt sie: Wandel ist möglich.

Die zweite frohe Botschaft, die aus Trumps Wahl folgt, ist Frieden. Hillary Clintons Bilanz als Außenministerin war desaströs. Die Destabilisierung des Nahen Ostens hat sie mit verursacht. Ihre im Wahlkampf geäußerten außenpolitischen Pläne hätten zu einem Krieg mit Russland geführt. Hillary wollte eine Flugverbotszone in Syrien durchsetzen. Nachdem aber in Syrien die Russen fliegen, hätte dies zu direkten Luftkämpfen zwischen der Amerikanischen und der Russischen Luftwaffe führen müssen. Auch sonst vertrat Clinton eine hart anti-russische Haltung. Für sie war nicht der islamistische Terrorismus, sondern Russland die größte Bedrohung, und entsprechend disponierte sie. Die gegenwärtige amerikanische Außenpolitik unterstützt in Syrien islamistische Terrorgruppen gegen das säkulare Regime. Sie stützt sich einseitig auf Saudi-Arabien und Qatar, zwei Länder, die weltweit islamistische Bewegungen finanzieren und aus denen heraus auch der IS finanzielle Hilfe erhält. Und nicht nur der IS: auch die Clinton-Stiftung erhält millionenschwere Zuwendungen. Entsprechend unklar war Clintons Haltung zum Islamismus.

Donald Trump hat von Anfang an klar gemacht, dass er den islamistischen Terror für die größte Gefahr für den Weltfrieden hält und er zu seiner Bekämpfung mit den Russen kooperieren will: „Es ist besser, mit Russland gut auszukommen.“ Dementsprechend hat Wladimir Putin bereits einen Neustart der amerikanisch-russischen Beziehungen angeboten. In Zeiten, in denen deutsche Panzer in Litauen und deutsche Kampfflugzeuge in Estland stehen, sind das großartige Entwicklungen. Die Kriegsgefahr ist dadurch deutlich gesunken.

Für die deutsche Außenpolitik, die einseitig und blind auf den anti-russischen Kurs Obamas und Clintons setzte, sind das düstere Aussichten, steht man nun doch allein da. Und es gibt noch mehr Zumutungen für die deutschen Eliten. So ist die angekündigte protektionistische Handelspolitik Trumps für die ungesund exportorientierte deutsche Wirtschaft eine Herausforderung. Trumps Zweifel am menschengemachten Klimawandel und die angekündigte Aufkündigung des Pariser Klimavertrages würden zu einer weiteren Verringerung der Energiepreise am Weltmarkt führen, womit der deutschen Energiewende mit ihren steigenden nationalen Energiepreisen vollends der Boden entzogen wäre.

Schließlich hat Trump im Wahlkampf wiederholt die deutsche Politik der offenen Grenzen kritisiert, Kanzlerin Merkel deshalb „verrückt“ genannt und ihr vorgehalten, sie „ruiniere Deutschland“. Umgekehrt haben deutsche Politiker, allen voran Außenminister Steinmeier, jede diplomatische Zurückhaltung vermissen lassen und Trump massiv und unsachlich angegriffen. Die deutschen Medien haben einen Kampagnenjournalismus gegen Trump betrieben, der dazu geführt hat, dass die Deutschen über diese Wahl desinformiert sind und selbst 10jährige Schüler eine Meinungsäußerung pro Trump nicht akzeptieren können.

Die Wahl des Außenseiters aus New York trifft deshalb das politisch-mediale Milieu hart. Es verstärkt den Eindruck, dass es die Kontrolle über die Entwicklungen wie den Bezug zur Realität verloren hat und wird den Vertrauensverlust in etablierte Medien und Politiker verstärken.