Der deutsche Nationalstaat hat vor kurzem 150 Jahre Existenz gefeiert. Angesichts unserer uralten Geschichte nur eine kurze Dauer – Deutschland war schon vorher da, es hatte nur keine staatliche Existenz als solches – und dennoch ist dieses Datum ein denkwürdiges.

Denn was die Deutschen 1871 auf die Beine gestellt haben, das war ein echter europäischer Leistungsträger. Um 1900 lag die Analphabetenrate im Reich bei 0,9 Prozent, die späteren Kriegsgegner Frankreich und England lagen da mit 10 Prozent weit dahinter.

Zehn Jahre später, 1910, erschienen zwischen Maas und Memel 48 Bücher pro Hundertausend Einwohner. Das Zehnfache des britischen Ausstoßes. Ein Land der Dichter und Denker, aber auch ein Land der Industrie und des Erfindergeistes.

Ein Land mit Schwächen, ohne Frage. Aber ein Land das längst nicht so protzig waffenklirrend war, wie es uns unsere momentanen Anführer weis machen wollen. 150 Jahre deutscher Nationalstaat ist ein Grund für nationalen Stolz und ein ehrwürdiges Gedenken.

Nicht wir haben dieses Gedenken verdient, sondern unsere Vorfahren, die 1871 die Grundlagen schufen für einen Staat der immer noch zu den Leistungsträgern in Europa und der Welt gehört. Allen Merkels und Steinmeiers zum Trotz.